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Schwerhörigkeit ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens (Fähigkeit zu H.) und damit ein Kommunikations-Hindernis. Da diese Behinderung nicht sichtbar ist, wird sie vom Umfeld nicht unbedingt erkannt oder in der Bedeutung unterschätzt. Eine Hörschädigung kann dadurch zur Quelle von Missverständnissen in der Kommunikation werden und kann zu einer falschen Einschätzung des Betroffenen bis hin zu dessen Ausgrenzung führen.

Bei Schwerhörigkeit wird zwischen Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit unterschieden.

Schallleitungsschwerhörigkeit[]

Die akute Schallleitungsschwerhörigkeit[]

entsteht durch einen Verschluss des Gehörgangs, sodass der Schall nicht mehr zum Innenohr gelangen kann, oder durch Schädigungen der schallleitenden Strukturen. Ursächlich kann sein:

  1. Vermehrte Bildung von Ohrschmalz (Cerumen) oder das "nach hinten Schieben" des Ohrschmalzes bei Reinigungsversuchen sowie die Arbeit unter staubigen Bedingungen
  2. Wasser, das zum Beispiel nach dem Baden oder Schwimmen ins Ohr eingedrungen ist
  3. Eine Entzündung der Haut des Gehörgangs (Otitis externa) oder eine lokal begrenzte Entzündung ausgehend von den Haarwurzeln im Gehörgang (Ohrfurunkel) – durch die entzündliche Schwellung der Haut kann der Gehörgang verschließen.
  4. Durchstechen oder Zerreißen des Trommelfells
  5. Verletzungen im Mittelohr oder Schädelbruch, wodurch die Verbindung zwischen den Gehörknöchelchen unterbrochen ist (Luxation)
  6. Eine Mittelohrentzündung (Otitis media)

Die chronische Schallleitungsschwerhörigkeit[]

Ursächliche Faktoren können sein:

  1. Angeborene Schalleitungsstörungen
  2. Vermehrtes Knochenwachstum im Gehörgang (Exostosen).
  3. Verengungen (Stenosen) durch Narben und Entzündungen
  4. Chronische Mittelohrentzündung
  5. Chronische Belüftungsstörung der Ohrtrompete (sog.Tubenventilationsstörung)
  6. Otosklerose: Entzündliche Umbauprozesse des Knochens fixieren den Steigbügel (Gehörknöchel) und machen ihn damit unbeweglich. Dadurch ist die Beweglichkeit der Gehörknöchelkette insgesamt und somit die Fähigkeit der Schallübertragung eingeschränkt.
  7. Geschwulste: Tumoren im Gehörgang und im Mittelohr können sowohl gut- als auch bösartig sein, sind aber relativ selten.

Schallempfindungsschwerhörigkeit[]

Mögliche Ursachen:

  1. Hörsturz: Plötzliche, meist einseitige, Hörverschlechterung.
  2. Starker Lärm über 140 dB
  3. Akute Infektionen, die auch das Innenohr betreffen, wie Hirnhautentzündung, Gürtelrose am Ohr (Zoster oticus), AIDS,Mumps , Lues (Syphilis), Toxoplasmose, Borreliose, Masern , Scharlach und Fleckfieber.
  4. Medikamenten-Nebenwirkungen
  5. Akute und chronische Vergiftungen durch Stoffe, die in der verarbeitenden Industrie eingesetzt werden wie: Aminobenzol, Blei, Fluor, Kohlenmonoxid, Quecksilber, Schwefelkohlenstoff und Nitrobenzol
  6. Gewalteinwirkung auf den Schädel, die das Innenohr auch dann schädigen kann, wenn der Schlag nicht direkt auf das Ohr trifft: Der Grund besteht in der Fortleitung der Druckwelle über die Knochenleitung auf das Innenohr.
  7. Schädelbruch: Bei einem Schädelbruch kann die Bruchlinie durch alle Strukturen des Ohrs gehen. Geht die Bruchlinie durch das Innenohr (Pyramidenquerbruch) kann es zu plötzlichem Hörverlust, Schwindel oder einer Gesichtsnervenlähmung kommen.
  8. Riss der Membranen zwischen Mittelohr und Innenohr (Fensterruptur) durch operative Eingriffen, Gewalteinwirkungen, Lärmschäden, Barotrauma oder Anstieg des Hirndrucks
  9. Elektrounfall, Blitzschlag
  10. Stresssituationen (psychogene Schwerhörigkeit)

Symptome und erste Anzeichen der Schwerhörigkeit[]

Schwerhörigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass bestimmte Frequenzen und Tonlautstärken vermindert oder überhaupt nicht mehr gehört werden können. Begleitende Symptome hängen sehr stark von der eigentlichen Ursache und dem Ausmaß der Erkrankung ab. So führen beispielsweise krankhafte Veränderungen im Innenohr oft gleichzeitig zu einem Tinnitus, Schwindelfällen und Gleichgewichtsstörungen, da sich das Gleichgewichtsorgan ebenfalls im Innenohr befindet. Schwerhörige Menschen sind schneller erschöpft, weil der Hörprozess mit höherem Kraftaufwand und mehr Konzentration verbunden ist. Erste Anzeichen für Hörprobleme können sich auf folgende Weise bemerkbar machen:

  1. Überhören von Naturgeräuschen wie Blätter-, Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher
  2. Überhören von Haushaltsgeräuschen, d.h. Surren des Kühlschranks, Ticken des Weckers usw.
  3. Überhören von Telefon oder Klingel
  4. Verstärktes Gefühl, dass der Gesprächspartner nuschelt und Nachfragen erforderlich macht
  5. Schlechtes Sprachverstehen bei Geräuschkulisse (z.B. bei Gesprächen in der Gruppe oder bei Unterhaltungen im Restaurant mit anderen Gesprächen und Musik im Hintergrund)
  6. Familienmitglieder oder Nachbarn beschweren sich über den zu lauten Fernseher bzw. zu lautes Radio

Bei ersten Anzeichen sollten Betroffene ihr Gehör von einem HNO-Arzt überprüfen lassen.

In der über längere Zeit begleitenden Altenpflege ist das ein Thema der Krankenbeobachtung

Therapie[]

Bei der Diagnose Schwerhörigkeit gibt es keine einheitliche Therapie. Da Schwerhörigkeit viele Ursachen hat, also multifaktoriell bedingt ist, klärt der Mediziner immer zuerst die Ursache(n) ab, bevor er mit der Therapie beginnt.

Die Therapie beinhaltet konservative Maßnahmen - damit sind Hörgeräte oder Infusionen für eine bessere Durchblutung gemeint - oder operative Maßnahmen - wie der Einsatz von knochenverankerten oder teilimplantierten Hörsystemen sowie von Cochlea-Implantaten - oder aber die Kombination aus beiden.

Leidet der Patient zum Beispiel an einer chronischen Schallleitungsschwerhörigkeit und sind die brüchigen Gehörknöchelchen Ursache des Übels, so wird der Patient mit Hilfe einer Operation, in der die Ohrknöchelchen durch künstliche Implantate ausgetauscht werden, beschwerdefrei.

Stellt der Arzt aber eine akute Tubenventilationsstörung vor, die zu einer akuten Schallleitungsschwerhörigkeit führt, so wird er auf eine Operation verzichten. Hilfe verschafft in diesem Fall ein Nasenspray, das die Entzündungen in der Ohrtrompete beseitigt.

Liegt eine chronische Schallempfindungsschwerhörigkeit vor, empfiehlt der Mediziner das Tragen eines Hörgeräts. Bei einer akuten Schallempfindungsschwerhörigkeit, die beispielsweise ein Hörsturz auslöst, rückt der Arzt den Ohrgeräuschen mit Infusionen zu Leibe, deren Wirkung aber bisher nicht belegt wurde.

Umgang mit Schwerhörigen[]

Der Umgang mit schwerhörigen Menschen sollte durchdacht sein, um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu benötigen professionell Pflegende Informationen über ihre schwerhörigen Patienten (Pflegeanamnese). Notwendige Fragen nach Beeinträchtigungen sollten taktvoll gestellt werden (z.B. "Haben Sie Probleme mit dem Hören?" statt "Sind Sie schwerhörig?"). Sätze sollten vollständig formuliert sowie langsam und deutlich ausgesprochen werden. Dabei ist Sichtkontakt eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation und erleichtert dem Betroffenen das "Lippenablesen". Gestikulieren oder das Bedienen von Geräten sollte während des Gespräches nach Möglichkeit unterbleiben. Der Abstand sollte höchstens einen Meter betragen, außerdem ist auf ausreichende Beleuchtung zu achten.

Der Einsatz weiterer Hilfmittel (Hörgerät) kann erforderlich sein, wird aber von Hörgeschädigten unterschiedlich akzeptiert. Bestehen weiterhin Defizite in der Verständigung, ist die Einbeziehung der Angehörigen die ultima ratio.

Literatur[]

  • Maryanne Becker: Der schwerhörige Patient. Ein Leitfaden für Arztpraxis, Klinik und Pflege. Mabuse-Verlag, Frankfurt 2011 ISBN 978-3-940529-58-9

Weblinks[]

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