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Pflegestandards sind Richtlinien / (einrichtungsinterne) Normen, die das Ziel und die Qualität der Pflegeleistung bei einer genau begrenzten Maßnahme definieren. Pflegestandards legen in der Regel tätigkeitsbezogen fest, was die Pflegepersonen in einer konkreten Situation leisten soll.* Damit unterscheiden sie sich von Pflegeplänen oder Organisationsrichtlinien. Pflegestandards können die konkrete Pflege durch ihre Beschreibung des Handlungsablaufs unterstützen. Sie ersetzen jedoch keine Ausbildung darin. In der Regel ist auch eine individuelle Anpassung des Handelns an situative und pflegerische Rahmenbedingungen erforderlich und wird von jedem Pflegestandard her auch gefordert! Sie sind von so genannten Expertenstandards zu unterscheiden, zum Bspl. auf Bundesebene.

(* ursprünglicher Text - Am 14. Februar 2011, 14:39 Uhr wurde vom Account N3 folgender Beitrag bei pflegewiki.de 1.0 unter der freien Lizenz veröffentlicht. Inzwischen haben die … )

Ziele, Erwartungen[]

  1. Pflegestandards legen durch quantitativ messbare Kriterien ein bestimmtes Qualitätsniveau der Pflege fest. Sie sollen nach den ICN-Richtlinien zur Standardentwicklung innovative und intelligente Inhalte transportieren, um dem Anspruch eines wirksamen Instruments zur Qualitätsentwicklung gerecht zu werden.
  2. Pflegestandards definieren einen bestimmten Leistungsbereich der professionellen pflegerischen Versorgung (Prozessqualität mit dem Ziel einer guten Ergebnisqualität.

Verschiedene Definitionen von Standards[]

Mit Pflegestandards werden einzelne pflegerische Maßnahmen, Handlungen einer professionell Pflegenden an einer zu pflegenden Person beschrieben.

= sie sind somit in der Einrichtung verbindliche Handlungsanweisungen zum Umgang mit immer wiederkehrende Pflegeproblemen, -handlungen. Erweiterbar in der individuellen Bedarfsanpassung,in dieser Form hinterlegt in der bewohnerbezogenen Pflegeplanung.

Es sind keineswegs Organisationsrichtlinien oder Pflegepläne in irgendeiner Form gemeint.

WHO:

"Standards entsprechen einem erreichbaren und professionell abgestimmten Leistungsniveau. Sie geben Sollvorstellungen der Pflegequalität wieder, an denen die tatsächliche Leistung gemessen wird."


Adelheid von Stösser (1994):

"Pflegestandards sind allgemeingültige und akzeptierte Normen, die den Aufgabenbereich und die Qualität der Pflege definieren. Pflegestandards legen themen- oder tätigkeitsbezogen fest, was die Pflegepersonen in einer konkreten Situation generell leisten wollen/sollen und wie diese Leistung auszusehen hat.“ (siehe Stösser-Standards)
  • Kritik: Diese Definition ist unlogisch; man kann nicht gleichzitig allgemeingültig und speziell definieren.


American Nurses Association (ANA, 19??)

  • beschreibt Standards und Leitlinien im Sinne von Standardpflegeplan (practice guidelines)
    • diese haben verschiedene Intentionen und Reichweiten
    • der Ansatz beansprucht internationale und interdisziplinäre Gültigkeit für das Gesundheitswesen
    • ist kompatibel mit Definitionen zu anderen Berufsverbänden

Pflegestandards[]

  • werden häufig mit (ärztlichen) Leitlinien oder (Handlungs-) Richtlinien verwechselt
  • können als Praxis- oder als Expertenstandards entwickelt werden (je nach Zielsetzung der Beteiligten)
    • haben dem entsprechend ein unterschiedliches Abstraktionsniveau
  • sind die professionelle Einigung auf ein überprüfbares Leistungsniveau
  • spiegeln auch professionelle Wertvorstellungen sowie Prioritäten wider
  • definieren Verantwortungs- und Aufgabenbereiche der Pflegenden
  • können Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien der Pflegequalität enthalten
  • bedürfen der regelmäßigen Überprüfung
  • besitzen eine spezifische Gliederung
  • müssen fachlich begründet und innerhalb einer Berufsgruppe anerkannt sein (konsensfähig)
  • können unter einem Leitspruch/Statement stehen, das Thema und Zielsetzung des Standards beschreibt
  • sollten mit stationsgebundenen oder dezentralen Methoden entwickelt und eingeführt werden
  • werden von Arbeitsgruppen aus Pflegepraktikern (und evtl. Pflegeexperten) erstellt (nicht verwechseln mit einem Qualitätszirkel bei bereichsübergreifenden Problemen)
  • Entwurf wird zur Diskussion gestellt und durch Tests in der Praxis überprüft (Konsentuierung)

Der gesamte Standardentwicklungsprozess sollte zwecks Nachvollziehbarkeit dokumentiert werden.

  • sind nicht dazu da, jede Pflegehandlung generell messbar zu machen, sondern nur bestimmte, besonders wichtige Bereiche im Sinne einer Verbesserung zu vereinheitlichen.

Merkmale von Pflegestandards[]

  • definieren wichtige Begriffe nur kurz
  • enthalten ein Verzeichnis der Literatur und Referenzen bzw. verweisen dazu auf Lehrbuch oder Handbuch.
  • Praxis-Standards:
    • werden auf einer bestimmten Station, einem Wohnbereich oder in einer Einrichtung entwickelt und angewandt
    • geben für diesen Bereich ein realisierbares Arbeitsniveau wieder
    • sind eher konkret formuliert
    • sind in der Einrichtung verbindliches Mindestniveau der pfleg. Versorgung (vgl. Dienstanweisung)
    • sind im Rahmen der individuellen Pflegeplanung evtl. zusätzlich zu erweitern = zu individualisieren


  • dagegen die (evtl. nationalen) Expertenstandards:
    • sollten auf den neusten Forschungsergebnissen und Expertisen basieren (Revisionen erforderlich)
    • sollten wissenschaftlich überprüfbar sein (vgl. best practice, evidence based medicine)
    • sind eher allgemein gültig und abstrakter formuliert (keine Handlungsketten)
    • siehe dazu auch den Artikel Nationale Expertenstandards

Qualitätssicherung und Pflegestandards[]

  • Pflegestandards sind ein Element der Qualitätssicherung
  • Ziele:
    • Vereinheitlichung der Vorgehensweisen
    • Vollständigkeit der Vorbereitungen, insbes. des Materials
    • Mindeststandard in der Einrichtung verbindlich
    • Pflegepläne und -qualität verbessern


Für welche Bereiche können Pflegestandards hilfreich sein?

  • Notfallsituationen
  • umfangreiche Materialbereitstellung erforderlich
  • Aufwändige krankheitsbezogene Assistenz(z. B. bei der ärztl. Diagnostik und Therapie)

Pflegestandards ersetzen in keiner Weise die Ausbildung oder ein Lehrbuch. Sie sind nur Erinnerungsstützen für bereits ausgebildete bzw. eingewiesene Profis.

Aufbau und Inhalte von Pflegestandards[]

Aufbau und Form[]

richtet sich an dem Ziel aus, einen schnellen Überblick zu vermitteln. Es ist keine Rechtsbelehrung oder Absicherung für tausend Eventualitäten

  • schriftlich, einheitlicher Aufbau (Gliederung)
  • leicht verständlich formuliert
  • übersichtlich
  • kein Kleingedrucktes
  • möglichst nicht länger als 1 Seite (Materialiste evtl. extra)
  • leicht zugänglich für alle Pflegepersonen - strapazierfähige Aufbewahrung

Die klare Unterscheidung zwischen mindestens und evtl. sinnvollen Erweiterungen ist hilfreich.


Inhalte von Pflegestandards[]

Notwendig vorliegende Informationen

  • Problemstellungen durch/von/für den/die PatientIn
  • Evtl. auch: Pflegekategorie /-stufe. Auch zu berücksichtigende persönlich Ressourcen der Pat.

Anwendung in welcher Pflegesituation (z. B. Krankheit-Gesundheit, Diagnosen, Therapieprogramm; Kooperation mit anderen Gruppen)

Klare Bestimmung der Maßnahme - Name sollte keine unverständliche oder missverständliche Abkürzung sein. Kennziffer für die Dokumentation muß in der heutigen EDV nicht sein. Wenn Kürzel eingegeben wird, setzen Programme einen Textbaustein ein, der verständlich lesbar ist.

Erforderl. Voraussetzungen beim Pflegepersonal

  • Ausbildung, Lehrgang
  • Anzahl
  • evtl. erforderliche Rückmeldung, Anmeldung


Vorbereitung (Informationen, persönl. Vorbereitung, Material, Raum, zu pflegende Person)

Wesentliche Punkte des Ablaufs der Durchführung (Schritte, Einbeziehung der Patienten, evtl. wichtige Fragen, Handgriffe)

Abschlussarbeiten und Nachbetreuung

  • auch hilfreich: Hinweise zur Dokumentation
  • Weiterleitung von Befundmaterial u. ä.
  • Nachbestellungen
  • Ein wichtiges Muss: Mögliche Komplikationen, auf die mensch vorbereitet sein muß, nennen.

Zeitaufwand (Zeitrahmen, Minimum/Maximum – keine unrealistische Zeitvorgaben)


In Kraft gesetzt:

  • wer/wann
  • Beabsichtigte erneute Überprüfung dieses Pflegestandards

Fragen an Standards[]

  • welche pflegerische Zielsetzung wird verfolgt?
  • was soll Pflege leisten?
  • wer soll Pflege bei wem leisten und warum
  • wer hat die Berechtigung was zu tun?
  • welche Ressourcen stehen zur Verfügung
  • welche Möglichkeiten der Überprüfung der Qualität stehen zur Verfügung?
  • Pflegestandards, die dazu beitragen sollen, Qualität zu entwickeln, müssen verschiedene Dimensionen aufweisen.
    • Aufteilung in Struktur-, Prozess- und Ergebnisstandards (kann aber muss nicht sein; hat sich bewährt)
  • Meist ist das Niveau eines Standards hoch angesetzt, damit eine Qualitätsverbesserung damit erreicht werden kann

Auch hinter dem Wort Qualitätsstandard kann sich ein Pflegestandard verbergen.

Checkliste für das Analysieren von Standards[]

  • Pflegeverständnis
  • Vorteile
  • Pflegezielsetzungen
  • Überprüfbarkeit
  • Alternativen im Handlungsspielraum
  • Literaturhinweise
  • Veränderungen in der Pflege dadurch
  • Unterschiede zu Lehrbuchmeinungen (ein Standard sollte weit mehr beinhalten als Lehrbuchmeinungen)
  • Darstellung von Begründungen im Standard
  • Pflegeniveau, welches erreicht werden soll
  • Informationen, die über Ausbildungsstand von exam. Pflegekräften hinausgehen
  • Informationen zu banal oder zu komplex?
  • Verantwortlicher für Standard
  • „Haltbarkeitsdatum“ des Standard
  • wer darf ihn bei wem umsetzen?
  • gibt es Fortbildungen dazu, besteht ein Fortbildungsbedarf?

Mögliche Kritik an einem Standard[]

  • bearbeiten selbstverständliche Themen, die zur Grundausbildung einer Pflegefachkraft gehören - Sinn dieser Standards bleibt verborgen
  • primär prozessorientiert
  • unklare Definition des Pflegeniveaus (kein fachsprachl. Ausdruck)
  • Überprüfbarkeit der Anwendung als Problem
  • fehlende aktuelle pflegerische Erkenntnisse
  • oftmals Fortschreibung von tradiertem Wissen oder Lehrbuchmeinungen ohne aktuelle Überprüfung
  • veröffentlichte Standards sind Dienstanweisungen mit rechtlichen Haftungsansprüchen
  • meist fehlender (vollständiger) Name des Urhebers
  • fehlende Literaturangaben
  • viele Standards entstanden unter retrospektiven Gesichtspunkten
    • Dies bedeutet, dass man die Vereinheitlichung hemmt und den Professionellen vermittelt, dass sie solche Checklisten brauchen, weil sie ungenügende Ausbildungen haben.

Diese Art von Standards schaden dem Beruf mehr als sie nützen. Themenklärung ist bei Standards sehr wichtig, weil es dabei hilft, Fähigkeiten zu schulen um Prioritäten zu setzen und Pflegefehler zu vermeiden.

  • Standards behandeln alle Bewohner/Patienten gleich, wenn nicht gut geschultes Personal auf die persönlichen Belange des Bewohners/Patienten eingeht


Qualitätssicherung durch Standards[]

  • nimmt wesentlichen Einfluss auf pflegerische Qualität, indem Mindestnorm vorgegeben wird. Durch die Beschreibung ist sie leichter zu überprüfen.
  • Pflege nach Standards ist auch nach außen hin spürbar
  • Netzwerke sind sinnvoll für Entwicklung von Standards und die dazugehörige Qualitätsüberprüfung
  • EUROQUAN (Europäisches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege) Koordination durch FH Osnabrück
  • CBO (in den NL)
  • RCN (in GB)
  • BQS

Siehe evtl. auch Artikel über:[]

Literatur[]

(… muss aktualisiert werden ) Bücher:

  • Jasenka Korecic: Pflegestandards Altenpflege. (1996, 1999 - 2. A). Springer, Berlin. ISBN 3-540-60265-8 . 286 S. (Enthält 30 Pflegestandards mit jeweils einer Kurz- und einer Langfassung mit einer umfangreichen Begründung)
  • Simone Schmidt: Expertenstandards in der Pflege: praktisch und effizient. Eine Gebrauchsanleitung. Springer, Berlin, 2009. 207 Seiten. ISBN 978-3-642-01322-5 (Verlagsseite dazu, aber zum Teil auch bei google-books)
  • Adelheid von Stösser: Pflegestandards. Erneuerung der Pflege durch Veränderung der Standards.1992, 1994 2.A, 1997 3. erw. A: Springer-Verlag, Berlin. 236 S. ISBN 3-540-58124-3


Zeitschriften:

  • Sachs, Marcel (2006): Erfolgreiche Strategien und Methoden der Implementierung von Pflegestandards. Eine systematische Übersichtsarbeit. In: Pflege 1/2006, S.33-44
  • Bartholomeyczik, Sabine (2005): Es geht nicht um die Farbe des Waschlappens. Standards in der Pflege. In: Dr. med. Mabuse,. Heft 154, S. 20–23.
  • Bölicke, Claus (2001): Definitionen zu Standards, Richtlinien, und Standardpflegeplänen. Pflege Aktuell 2/2001 S. 96 -99
  • Marhold D; Happe K (1999): Pflegestandards - Pro und Contra. Pflege&Gesellschaft VOL: 4 (1); S. 14-16
  • Bartholomeyczik, Sabine (1999): Anlass zum Mitdenken. Ueber Sinn und Unsinn von Pflegestandards. Pflegen Ambulant VOL: 10 (3); S. 33-36
  • Lustig, Erich (1998): Konzeptuelle Überlegungen für das Arbeiten mit Pflegestandards. Pflege, 11/1998 S. 199 - 206
  • Trede, I. (1997): Von babylonischen Sprachverwirrungen. Eine Literaturanalyse über Ziele und Merkmale von Pflegestandards. Pflege VOL: 10 (5); S. 262-272
  • Janknecht, M. (1997): Pflegestandards - ein Instrument professionellen Handelns? Pflege Aktuell VOL: 51(11); S. 678-681
  • Bartholomeyczik, Sabine (1995): Pflegestandards kritisch betrachtet. Die Schwester/Der Pfleger, 10/95 S.888 - 892

Weblinks[]

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