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CoverZEIT 51 2017

Titelseite Dez 17Nr51 Artikel erst ab S 25

Anfang Dez. 2017 gibts zur Altenpflege eine Titelgeschichte (Titelblatt rechts) :

(Schon am 13. November kam in der selben Zeitung ein ausführl. Artikel zu den gesetzlichen Grundlagen des Pflegenotstands: "Das Arbeiten am Limit ist ein Dauerzustand" — Hebammen, Altenpfleger, Krankenschwestern und Ärzte leiden unter miesen Arbeitsbedingungen. Der Pflegeforscher Michael Isfort erklärt, was das mit den Angestellten macht. Von Christian Heinrich.)

Warum verdient Frau Noe nicht mehr?[]


Die Altenpflegerin Heike Noe gehört zu den begehrtesten Fachkräften des Landes. Doch obwohl sie so gefragt ist, wird sie schlecht bezahlt. Wie kann das sein?

Artikel von Caterina Lobenstein am 8. Dezember 2017, in: DIE ZEIT Nr. 51/2017 ( Vorsicht, das ist ein Bezahlartikel ! )


Darin wird behandelt:


Würde sich der Wert einer Arbeitskraft an ihrem Fleiß bemessen, an der Erfahrung, die sie gesammelt hat, an den Unannehmlichkeiten, die sie erduldet, und an der Verantwortung, die sie trägt, dann wäre Heike Noe eine reiche Frau.


Infos zur Person: Heike Noe ist 41 Jahre alt. Mehr als 20 Jahre Berufserfahrung, geschieden, drei Kinder, verdient rund 2500 Euro, netto bleiben ihr 1750 €. Sie arbeitet Teilzeit, zu 85 Prozent. Was ihr Einkommen betrifft, gehört sie zur unteren Hälfte der deutschen Bevölkerung – und zu den Spitzenverdienern in ihrer Branche!


Eine Bewohnerin, die im Sterben liegt, will nicht mehr essen. Es ist zu beraten, ob der Bewohnerin eine Infusion mit Kochsalzlösung gelegt wird, denn das würde ihr Leben verlängern. Ethik im Grenzbereich von Leben und Sterben.


Ausstattung vom Altenpflegeheim im Saarland, der Station XXX: Flur mit lindgrünem Teppichboden und einem alten Bauernschrank, in dem Medikamente lagern. 14 alte Menschen leben hier.


Personalausstattung: Heike Noe ist die einzige Pflegerin in der Frühschicht, nur eine Auszubildende ist noch an ihrer Seite und eine polnische Hauswirtschaftskraft, die das Essen kocht. Zurzeit fehlen in Deutschland etwa 30 000 Pflegekräfte. Aber in dieser Station würden auch bei Bewerbungen aus Finanzgründen nicht mehr Pflegende eingestellt!


Individuelle Pflege bedeutet …… auch »Lippenstift?«



Tätigkeiten bis zum Ende ihrer Schicht wird Heike Noe mehr als ein Dutzend alte Menschen versorgt, wird Medikamente und Essen gereicht, wird Wäsche und Verbände gewechselt haben. Sie wird mehr als vierzigmal ans Telefon gegangen sein. Und sie wird versuchen, nie zu vergessen, wer vor ihr sitzt.


Zukunft des Arbeitsmarktes: überall in Deutschland werden sie gebraucht, auch beim Heimbetreiber bei dem Heike Noe angestellt ist. Steigt die Nachfrage, steigt auch der Preis. Frau Noe, einer besonders gefragten Arbeitskraft, müssten die Heimbetreiber besonders viel bieten: gute Arbeitsbedingungen, ein hohes Gehalt. Sie tun es aber nicht.



Die Pflege sei kein freier Markt. In der Pflegebranche gibt es keinen einheitlichen Tarif. Dass die Beiträge für die Pflegeversicherung nicht einfach erhöht werden können und die Löhne deshalb bescheiden sind. Oder dass …

Anfang der neunziger Jahre öffnete die damalige Bundesregierung die Pflegebranche für Privatunternehmen. Heute ist von den mehr als 10 000 deutschen Altenheimen etwa die Hälfte in privater Hand, und ihr Anteil wird von Jahr zu Jahr größer. (Na ja, daran stimmt etwas nicht: auch die Löhne bei Kirchen und im Öffentl. Dienst waren und sind im Keller gewesen. Auch ohne die neuen Aktien-Konzerne.)


Das neue Geschäftsmodell klingt einfach: Heime kaufen, Rendite steigern, und schnell mit Gewinn weiterverkaufen. Beispiel. (»Ich hab da ein Riesenfragezeichen, wie das ohne Qualitätsverlust möglich sein soll.«)


Der Chef von Heike Noe, ist …… (Fast 40 Prozent der Altenheime haben keinen Tarifvertrag.)


Wie kann man die Rendite im Altenmarkt steigern?
Kosten drücken. Also schmalere Gehälter zahlen oder bei gleichbleibendem Gehalt das Arbeitspensum der Pfleger erhöhen. Oder den Anteil der Fachkräfte senken.


Menschen, die an Demenz im fortgeschrittenen Stadium leiden. Sie hat sich verirrt.


Antworten der Politik? Die Lobby der Arbeitgeber, Thomas Greiner. Dagegen wissen die meisten AltenpflegerInnen nicht, wie das geht: sich Gehör verschaffen. Johanna Knüppel war mal Krankenpflegerin auf einer Intensivstation, seit einigen Jahren sitzt sie in einem bescheidenen Büro in Berlin-Moabit als Sprecherin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe.


Berufsvertretungen
nur rund zehn Prozent von ihnen sind Mitglied in einer Gewerkschaft oder einem Berufsverband. In anderen Branchen, in der Metallindustrie zum Beispiel, sind mehr als 70 Prozent der Arbeiter in der Gewerkschaft organisiert. Ihre Betriebsräte sind mächtige Gremien. Dietmar Erdmeier, bei der Gewerkschaft ver.di zuständig für die Pflegepolitik.


Männer leiten Altenheime, Frauen pflegen die Bewohner. Die Pflegerinnen fressen den Frust in sich hinein. Die selbstlose Pflege in den Personen. Die Unternehmer, die die Altenheime leiten, und die Fondsmanager, die in Kalifornien und Paris in ihren Bürotürmen sitzen und in die Heime investieren, sind in der Regel Männer.

Geschichte der Pflege und ihre Auswirkungen heute - Diakonissenhäuser, Nonnen, Bischöfe, die das Erbe verwalten


Drei Viertel der Pflegekräfte sagen, sie könnten sich nicht vorstellen, ihre Arbeit bis zur Rente durchzuhalten.


Ein Pflegeplatz im Haus XXX kostet bis zu zweieinhalbtausend Euro – und das ist nur der Betrag, den ein Bewohner aus eigener Tasche zahlen muss. Selbst wenn Heike Noe bis zu ihrem 67. Lebensjahr als Pflegerin arbeiten würde, stünde ihr am Ende nur eine gesetzliche Rente zu, die deutlich darunter liegt. Würde Heike Noe zum Pflegefall, müsste sie darauf hoffen, dass jemand sie unterstützt – ihre Familie oder der Staat mit Sozialhilfe. Sie selbst könnte den Platz im Heim nicht bezahlen. Dafür verdient sie zu wenig.

  • Namen aller Heimbewohner sind im Artikel geändert


Statistisches Bundesamt: Der Lohn der Pfleger[]

Die Pflegelöhne sind in den letzten Jahren nur in sehr geringem Umfang gestiegen. So niedrig, dass die meisten von diesem Lohn nicht allein leben können. Klar, dass der Nachwuchsbedarf so bei Weitem nicht gedeckt werden kann. Gewollter Stellen-Leerstand: In den vergangenen neun Jahren hat sich die Zeit vom Freiwerden einer Stelle bis zu ihrer Neubesetzung von 8 auf 24 Wochen verdreifacht.

Arbeitnehmer in Deutschland verdienen im Schnitt 20,08 Euro pro Stunde. Fachkräfte in der Altenpflege bekommen durchschnittlich 15,41 Euro, Pflege-HelferInnen mit einjähriger Ausbildung nur 11,80 Euro.

Seit 2010 gilt in der Pflege ein Mindestlohn: 10,20 Euro im Westen und 9,50 Euro im Osten.

Dass AltenpflegerInnen geringe Einkommen haben, liegt auch daran, dass mehr als 60 Prozent keine volle Stelle haben/bekommen – oft unfreiwillig.

Im Osten etwa würden 46 Prozent der TeilzeitpflegerInnen gern mehr arbeiten, kriegen aber keinen Vollzeitvertrag.


Fotos, Grafiken im Artikel:

Heike Noe mit einer Bewohnerin im Pflegeheim Haus Bachtal im saarländischen Schwalbach
Immer mehr Menschen in Deutschland sind alt und gebrechlich. Das Pensum der Pfleger steigt
Seit gut 20 Jahren pflegt Heike Noe alte Menschen, wäscht sie, versorgt sie mit Arznei – und hört ihnen zu
Laut staatlichen Prognosen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050 auf 4,5 Millionen
Heike Noe begleitet eine Bewohnerin in ihr Zimmer. Manche sind zu verwirrt, um den Weg allein zu finden

Medien[]

Quelle, Link des rezensierten Artikels:[]

  • Warum verdient Frau Noe nicht mehr? (Artikel von Caterina Lobenstein am 8. Dezember 2017, in: DIE ZEIT Nr. 51/2017, Seiten 25-26 — Vorsicht, das ist ein Bezahlartikel ! (deshalb können hier auch nur kurze Zitate bzw. Zusammenfassungen gezeigt werden.)

Siehe auch[]

WWW[]



Im vergangenen Jahr hat Die ZEIT (Nr. 51/2017) die Altenpflegerin Heike Noe besucht und mit ihr beschrieben, warum Fachkräfte wie sie zwar extrem begehrt sind – aber vergleichsweise schlecht verdienen.

Dutzende Leser haben daraufhin Briefe und E-Mails geschickt, auch Gesundheitsminister Jens Spahn. Er schrieb, er wolle in seiner Amtszeit dafür sorgen, dass Menschen wie Heike Noe künftig mehr Wertschätzung erfahren. Aber was genau muss sich ändern, damit Pflegekräfte künftig bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Gehalt bekommen – und Pflegebedürftige mit mehr Würde behandelt werden?

Und was schuldet ein reiches Land wie Deutschland seinen alten Bürgern? Die ZEIT hat die Altenpflegerin Noe und den Gesundheitsminister Spahn zu einem Gespräch gebeten – und den Unternehmer Kaspar Pfister, der das Pflegeheim betreibt, in dem Heike Noe arbeitet, an einen Tisch gebracht.

Und die Reaktion, 6 Monate später[]

Eine Pflegerin und ihr Chef diskutieren mit Gesundheitsminister Jens Spahn. Das Interview von Caterina Lobenstein und Britta Stuff am 18. Juli 2018:

  • Altenpflege : "Wir brauchen Hilfe, Herr Spahn!" Einsame Bewohner, gestresste Betreuer, kaum Geld: Die Altenpflege hat viele Probleme.
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